Der etwas andere Oberlecker Kurztrip
Kulinarisch durch Europa Teil 5: Mitteleuropa
Auf unserer letzten Reise durch Europa erkunden wir Mitteleuropa von seiner anderen Seite. Von den Alpen über Adria und Donau bis hin zur Ostsee gehen wir auf FeinschmeckerEntdeckungstour und haben allerhand Interessantes für Euch herausgefunden. Heute dabei: Schweiz,
Schweiz Wenn man an die Schweiz denkt, fallem einem spontan Ricola und Käse ein, denn Emmentaler und Kräuterbonbons haben die Schweizer erfunden - das hat uns jahrelang die Werbung gelehrt. Doch auch abseits der Klischees hat unser Nachbar im Süden einiges an kulinarischen Spezialitäten zu bieten. In dem Land werden offiziell nicht nur vier Sprachen gesprochen, sondern auch gut und gerne gegessen. Doch fangen wir erst einmal geografisch an. Die Schweiz liegt mitten in den Alpen. 80 Prozent der Agrarfläche ist für den Ackerbau also ungeeignet. Frisches Obst, Getreide und Gemüse sind daher eher selten in der Traditionsküche anzutreffen. Dagegen haben Kühe gar kein Problem mit Höhe. Milch, Käse, Milchprodukte und Butter sind in allen Regionalküchen der Schweiz anzutreffen.
Die Regionalküche richtet sich größtenteils nach ihren Sprachgrenzen aus. In der französischsprachigen Romandie ist das Käsefondue und Raclette heimisch… Was würden wir nur Silvester ohne das machen?! Also einmal herzlichen Dank an dieser Stelle! Und wenn wir gerade schon einmal beim Bedanken sind: Der Stadt Bern haben wir für die süße Teufelei Meringue zu verdanken. Überhaupt sind die Schweizer Städte kulinarische Hochburgen: die Baseler Käsesuppe aus Basel oder das Zürcher Geschnetzelte aus Zürich sind wahre Klassiker auf den Schweizer Speisekarten. Sogar das Birchermüsli stammt aus Zürich! Somit haben sich die Schweizer nicht nur durch ihr Schwiizerdütsch einen Platz in unseren Herzen ergattern können, sondern auch durch ihren einen Gaumen!
Kroatien
Herzlich Willkommen in Kroatien - der Küche der Regionen! Denn ist keinem anderen Land scheint die kulinarische Vielfalt so regional geprägt wie in dem schönen Land an der Adria. Typisch mediterran wurde die kroatische Küche an der Küste stark von der italienischen, griechischen und französischen Küche geprägt. Fisch und Meeresfrüchte, gegrillt und mit vielen Kräutern zubereitet, gehört auf jede kroatische Tafel. Auch sonst essen die Kroaten sehr gesund. Frisches Gemüse und Olivenöl sind ebenfalls feste Bestandteile in der Küche. Schaut man ins Landesinnere, so stehen dort deftige Speisen mit Lamm und Schinken und pikante Eintöpfe auf der Speisekarte. Wer also deftig nach kroatischer Art und Weise speisen will, bestellt man besten Prsut (luftgetrockneter Schinken), Paški Sir (ein besonderer Schafskäse) oder Cevapcici. Für den dekadenten Gaumen gibt es Istarska Supa (Rotweinsuppe mit Olivenöl und gerösteten Brotstücken aus Istrien) oder Austern aus dem Limski-Kanal.
Zum Essen dazu kann man mittlerweile aus 700 kroatischen Qualitätsweinen wählen. Schon zu Römerzeiten wurde Wein angebaut und die Tradition bis heute gepflegt und perfektioniert. Die kroatische Weinbautradition kann teilweise sogar auf eine längere Geschichte zurückblicken als die französischer Rebsorten. Und wer es gerne bisschen kräftiger mag, kann in Kroatien zum Pflaumenschnaps Slivovic greifen - eine echte kroatische Spezialität.
Ungarn
Zusammengefasst besteht die ungarische Küche aus genau zwei Elementen: Paprika und Gulasch. Was einfach klingt, ist doch lecker und auch vielseitig. In der ungarischen Küche sind die französischen und österreichischen Einflüsse deutlich spürbar. Doch auch der türkische Einfluss ist unverkennbar, gehörte doch Ungarn 150 Jahre zum osmanischen Reich. Die Geschichte hatte großen Einfluss auf die Bauern- und Hirtenküchentradition. Ungarn besteht grob aus vielen einzelnen Regionalküchen, wozu auch der Balaton, Szeged und ostungarisch Tiefebenen-Region zählen. In der Balaton-Region dominiert der Fisch. Ob Zander, Karpfen oder Wels - hier wird alles gegrillt, was einst durchs Wasser schwamm. Daneben bieten die Bakony-Berge mit ihren dichten Wäldern reichlich Wild, Pilze und Beeren. Die Gegend um Szeged ist dagegen eines der bedeutendsten Zentrum für den ungarischen Paprikaanbau und Namensgeber für international bekannte Gerichte, wie das Szegediner Gulasch.
Auch ungarische Fischsuppe, mit viel Paprika gewürzt und einer französischen Bouillabaise ähnelnd, hat ihren Ursprung im Szegediner Gebiet. In der ostungarischen Tiefebene kommen vor allem Würstchenliebhaber auf ihre Geschmackskosten, denn hier sind die berühmten Debreciner Würstchen heimisch. Daneben wird bei allen Gerichten kräftig ins Gewürzregal gegriffen: Dill, Majoran, Estragon. Rosmarin und Thymian gehören zum festen Kräuster-Ensemble in dieser Regionalkküche.
Estland
Eine Küche, in der sich die Landesgeschichte ablesen lässt! Estland musste in den letzten Jahrhunderten oftmals die Landesherren wechseln - Schweden, Russland, Dänemark und Deutschland regierten abwechseln über den kleinen Staat im Baltikum. Daher wundert es nicht, dass sich Einflüsse aller Landesküchen wiederfinden. Reduziert, einfach und schmackhaft präsentiert sich die estnische Küche in ihrer multikulturellen Vielfalt. Sie ist überwiegend bäuerlich geprägt und lebt von dem, was Mutter Natur auf dem Land und im Wasser zur Verfügung stellt. Sauerkraut, Kartoffeln, Schweinefleisch gehören ebenso zu den Grundnahrungsmitteln, wie Waldbeeren und Pilze, sauer Sahen und Buttermilch sowie Heilbutt, Aal oder Lachs.
Die estnische Küche hat sich aufgrund ihrer klimatischen Bedingungen mit langen Wintern praxistauglich gemacht. So werden viele Lebensmittel konserviert, damit auch in der kalten Jahreszeit etwas auf den Tisch kommen kann. Aus diesem Grund zählen auch heute noch Sauerkraut oder eingelegte und eingesalzene Heringe in Aspik zu den beliebtesten Gerichten Estlands. Wer typisch estnisch essen will, bestellt man am besten in einem Restaurant Sult (Kalb- oder Schweinefleisch in Aspik), Rossolye (eingelegter Hering mit Rüben) oder Verivorst (Blutwurst), wobei Letzteres wahrlich die Geschmäcker streiten lässt. Zu den ältesten Zutaten in der estnischen Küche zählt das Kamamehl, welches eine Mischung aus geröstetem Gersten-, Roggen-, Hafer- und Erbsenmehl ist. Zum Frühstück wird es gerne mit Buttermilch oder Kefir gemischt und Sahne und Waldbeeren machen es zu einem beliebten Dessert. Der „schlechte” Einfluss der Sitznachbarn Finnland und Russland macht sich beim Alkohol bemerkbar. Bier und Wodka werden gut, gerne und oft getrunken. Der Kräuterschnaps Vana Tallinn gehört zu absoluten Spezialität. Na dann õhtusöök! Das war es mit unserem Kurztrip durch Europa.
Wir hoffen, Euch hat die Entdeckungsreisen abseits der Mainstream-Küchen ein bisschen gefallen. Vielleicht habt Ihr ja jetzt Lust, auch einmal auf eine kulinarische Backpacktour zu gehen